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Wenn die letzte Trommel verstummt

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Ermöglicht durch: Ihr Name / Firmenname. Die Nachricht in Sachen Kunst und Kultur in dieser Woche stammt vom vergangenen Montag, als der Tod von Günter Grass die Runde machte und für großes Bedauern aber auch für ganz große Anerkennung eines wirklich außergewöhnlichen Dichters und Denkers sorgte. Grass wurde 87 Jahre alt, ein Alter in dem man durchaus abtreten darf, trotzdem wird er eine ganz große Lücke hinterlassen. Das Problem ist, dass auch in Deutschland, in einem längst nur noch den Regeln des Raubtierkapitalismus unterworfenem Land, es auch nicht zu übersehende Probleme im Bereich Kunst und Kultur gibt, da deren Bedeutung dort nicht über die einer normalen Ware hinausgeht. Nicht umsonst muss man leider längst vom ehemaligen Land der Dichter und Denker sprechen. Ein kleines Stück gehörte natürlich auch Grass zum vorherrschenden System, was sich ganz einfach durch seine Nähe zur SPD zeigte aber er bot ausreichend Gegengewichte, die dafür sorgten, dass man dies nicht überbewerten sollte. Menschen, welche sich in der heutigen Zeit mit dem Thema Kunst und Kultur beschäftigen, haben leider viel zu oft monetäre Ziele vor Augen und wenn es auch nur die des Kunstmarktes selbst sind. So etwas hemmt natürlich die wirklich freie Arbeit. Auf der anderen Seite gilt auch für viele Kulturschaffende das allgemeine Problem dieser Zeit, nur nicht anecken zu wollen, weil dies natürlich in einer Gesellschaft des totalen Leistungsdrucks und der völligen Scheinheiligkeit nicht gewünscht ist. Selbstverständlich gibt es immer wieder Ausnahmen von der Regel aber trotzdem fehlen eben Köpfe, wie nun auch ein Günter Grass und er hatte mit dem Anecken gar keine Probleme, vielmehr kann man schon fast sagen, dass es zu seiner Arbeit gehörte, wie auch seines jüngstes Gedicht bewies, mit welchem er Israel kritisierte. Es war dieses Gedicht, um welches es in den letzten Tagen immer wieder ging, genau wie natürlich auch um die Blechtrommel. Zu dieser gab es auch die in meinen Augen schönste Geschichte in den letzten Tagen.

Warum es keine Blechtrommeln gibt
Volker Schlöndorff, welcher die Blechtrommel 1979 so meisterhaft verfilmte, erklärte in einem Interview, dass es diese Art von Trommeln gar nicht geben würde und sie bei Günter Grass einfach nur eine Metapher darstellte. Das Trommeln in Anlehnung an Adolf Hitler, der ordentlich trommelte, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erhaschen und dabei ohne Ende Blech, also dummes Zeug verbreitete und so wurde die Blechtrommel geboren, für welche der in Danzig geborene Grass 1999 auch den Literaturnobelpreis erhielt. Gleichermaßen stand diese Blechtrommel für ihn aber auch für seine Schreibmaschine, womit sich natürlich eine gewisse Doppeldeutigkeit ergibt. Auch in diesen Tagen wird an den verschiedensten Stellen wieder fleißig geblechtrommelt, was nicht sonderlich überrascht und auch nicht auf Schreibmaschinen oder ähnliches zu beziehen ist. Es hat sich doch längst mit dem Wirtschaftsfaschismus eine ganz neue Form des Faschismus etabliert, welche nur allzu gerne übersehen bzw. verleugnet wird, während man lauthals gegen die altbekannte Form anbrüllt. Dies ist zum Teil übrigens auch genauso gewollt, schützt es doch die Protagonisten, welche auch in diesen Tagen ihr menschenverachtendes System immer weiter etablieren. Stellt man sich dem vorherrschenden System in den Weg, bekommt man mit aller Macht die Ablehnung und Ausgrenzung zu spüren und genau an dieser Stelle gilt es eben nicht einzuknicken, sondern seine Meinung weiter laut in die Welt zu tragen. Hätten Menschen, wie eben auch Grass, sich vom Gegenwind unterkriegen lassen, sähe die Welt in diesen Tagen wahrscheinlich noch schlimmer aus. Eine demokratische und freiheitliche Gesellschaft braucht die Kultur und zwar in Freiheit und nicht in irgendwelchen Ketten, die sie vom System angelegt bekommt. Desto mehr Größen, wie Grass sich von dieser Welt verabschieden, desto wichtiger ist es, dass Nachfolger zu mindestens versuchen in diese Fußstapfen zu treten, damit sich Deutschland vielleicht irgendwann wieder Land der Dichter und Denker nennen kann. Natürlich bleibt das Werk, es bleibt ein Erbe aber dieses sollte nicht nur bewundert und verwaltet werden, sondern auch gelebt und fortgesetzt werden. Dies sollte der Ansporn sein, welchen man aus dem Abtreten des großen Günter Grass mitnimmt, für eine bessere Zukunft.


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